Tansania 2006: Zugfahrt quer durch Tansania Teil II (von Friedemann)

Die Reise von Dodoma nach Kigoma und der Aufenthalt am Tanganjika-See war sicher eine der spannendsten und beeindruckendsten Reisen, die wir unternommen haben. Bis auf ein Ehepaar, das aber nach der Hälfte der Strecke ausstieg, waren wir die einzigen Weißen in einem langen, voll besetzten Zug. Für uns 5 Krauses war alles neu und unbekannt. Jeder Bahnhof war ein Erlebnis. Die spärliche Besiedlung und die Weite des Landes erstaunlich. Unterwegs war die Hitze in den Waggons oft sprichwörtlich atemberaubend. Abends und nachts dann der Kampf mit den Moskitos – wir wollten ja nicht, dass die Kinder oder wir uns Malaria einfingen. Ich habe selten soviele Tiere ermordet. Reinhold hatte uns da schon vorgewarnt, als er die Kinder fragte: was ist das gefährlichste Tier Afrikas. Die Antworten der Kinder waren alle falsch: Löwe, Leopard, Nashorn, Büffel, Krokodil, Flusspferd, Schlangen,…
Die (extrem) langsame Fahrt durch die Nacht war manchmal beunruhigend: dann drangen von außen Stimmen durch die mit Brettern verbarrikadierten Fenster. Und die Fahrt dauerte immer länger, nach meiner Erinnerung saßen wir über 36 Stunden im Zug und hatten am Ende 9 Stunden Verspätung (inzwischen schafft das die DB auch schon auf Strecken von Brandenburg bis Kufstein oder von Kufstein nach Bonn :-().
Und dann die Ankunft am Tanganjika-See: wir waren „im Herzen“ Afrikas angekommen. Gegenüber, am anderen Ufer, konnte man die Berge des Kongos (DRK) schemenhaft erkennen – sie schienen sehr nahe (aber waren doch mindestens 30-40 km entfernt). Der Tanganjikasee hat eine Länge von ca. 670 km und eine maximale Tiefe von 1470 m. Er ist damit der tiefste und längste See Afrikas (alle Angaben aus Wikipedia, :-)). Nur der Viktoriasee ist größer. Krokodile gibt es auch. Wir haben aber trotzdem im See gebadet, ein großartiges Erlebnis. Spannend war auch der Besuch bei der NGO mit Reinhold und Marianne. Dort wurden Frauen in Rechtsfragen unterstützt. Interessant die Ansichten der verschiedenen Teilnehmer, die sich sehr stark unterschieden, je nachdem ob es sich um Muslime, Christen o.a. handelte (z.B. propagierte ein muslimischer Mann die „Vielweiberei“ (Polygamie), als natürliche Lebensweise und Notwendigkeit für Männer. Diese Ansicht wurde nicht von allen afrikanischen Teilnehmern u.v.a. Teilnehmerinnen geteilt).
Unvergessen war unser Besuch auf dem Fischmarkt, wo auf Fussballplatz-großen Feldern die kleinen Fische getrocknet wurden. Aus größerer Entfernung war nur ein silberfarbiges Leuchten zu erkennen und wir hatten keine Ahnung, was dies zu bedeuten hatte. Erst beim Näherkommen konnten wir die kleinen Fische erkennen, die auf dem blanken Boden lagen und von Zeit zu Zeit mit großen Besen gewendet wurden. Jonas war nicht zu halten und lief überall herum. Da die Stimmung eher angespannt war (wir hatten nicht unbedingt den Eindruck dort willkommen zu sein), versuchten wir Jonas zurückzurufen – was dieser freilich weitgehend ignorierte. Am Ende kannten alle anwesenden Afrikaner den Namen Jonas und riefen lachend nach Jonas.
Durch Reinhold und Marianne haben wir auch zusammen mit den Kindern viele interessante Entdeckungen, Erlebnisse und Erfahrungen machen können von denen wir alle noch heute zehren.

Viele Grüße,
Friedemann

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