Huaca Pucllana oder: als in Europa das dunkle Mittelalter begann, baute man in Peru riesige Pyramiden

Ich war auf dem Weg zu M im Krankenhaus, vor 3 Jahren, kam im belebten Miraflores um eine Ecke, trau meinen Augen nicht, sehe am Straßenende diesen ungewöhnlichen Berg aus Lehmziegeln. Mitten zwischen den Häusern. Es war wie in einer anderen Welt. Ungläubig bin ich am Zaun entlang, sehe Gestalten, Priester?, was machen die da. Nix. Es sind Puppen. Ziemlich echt. Erst jetzt mache ich mich auf Spurensuche. Weil es dort ein sehr gutes Restaurant gibt. Wir wollten gestern Abend hin, war aber voll. Demnächst also. Weil bei Nacht und angestrahlt muss es noch spektakulärer aussehen.

In Europa begann das Mittelalter, eine Zeit, die das Dunkle genannt wurde. Unter der Dominanz der Kirche hatte jeder auf seinem von Gott zugewiesenen gesellschaftlichen Platz zu verharren, jede Veränderung, jeder Fortschritt als Sünde gebrandmarkt, denn Gott habe, so die verbohrte Lehre, die Welt erschaffen wie sie sei. Tod und Zweifel drohten jedem, der Änderungen anstrebte.

In dieser Zeit der Regression, des Stillstandes in Europa baute die Lima Kultur, die sich von 200 bis 700 nach Christi im zentralen Peru zwischen der Moche Kultur im Norden und der Nazca Kultur im Süden entwickelt hatte, eine Pyramide, die ihresgleichen sucht:

Huaca Pucllana

ein Lehmziegel-Pyramide die aus Millionen von ungebrannten Lehmziegeln besteht, die in einer einzigartigen „Bücherrücken“-Anordnung gestapelt wurden, um Erdbeben zu widerstehen. Die Pyramide ist etwa 25 Meter hoch und besteht aus mehreren Plattformen.

Die meisten Archäologen glauben, dass die mysteriöse Pyramide in der Lima-Kultur verschiedene zeremonielle Zwecke erfüllte, darunter das rituelle Opfer junger Frauen. Einige Archäologen und Historiker meinen, dass es eine zusätzliche Verwendung als Verwaltungszentrum gehabt haben könnte – eine Art Vorläufer eines Rathauses oder Regierungsgebäudes.

Die Wari-Kultur, die um 500 nach Christi herum entstand und die Lima-Kultur ablöste, baute Huaca Pucllana zu einer Grabstätte für die Eliteklasse um. Teile der Pyramide und des Komplexes wurden zerstört oder modifiziert, um diese Änderung vorzunehmen.

2005 wurde während der Ausgrabungen ein Grab der Wari mit Textilien entdeckt – der erste schlüssige Beweis dafür, dass die Wari an der Zentralküste Perus weit über ihren ursprünglichen Standort in den Bergen in der Nähe der heutigen Stadt Ayacucho lebten.

Ach ja, Huaca Pucllana ist beileibe nicht die einzige Groß-Pyramide in Peru. Wikipedia zählt 6 weitere auf. Allesamt aus der Zeit des Mittelalters. Kleiner Lehmziegel-Heiligtümer gibt es in Lima mehrere. Auf einigen Spielen junge Leute Fußball.