
Wenn man morgens aufwacht, nix zwickt, zwackt, drückt, schmerzt, ist man entweder tot oder gesund. Hab mich für letzteres entschieden. M geht’s ebenso. Nur den Reizhusten nach dem aufstehen, den krieg ich nicht los. Wir inhalieren weiter und trinken Ingwer Tee. Nächstes Jahr planen wir für drei Monate Lima: zwei Monate zum Eingewöhnen, ein Monat zum total wohlfühlen. Oder gar nicht Lima. Das tät mir jetzt schon leid.
Paulo ist Brasilianer, praktiziert seit Ewigkeiten in Lima und spricht ein paar Worte Deutsch. Er hat uns schon einmal bei Zahnproblemen geholfen. Sein Consultorio ist klein, sieht steril aus und ist kalt. Alles ein wenig einfacher als bei meinem Zahnarzt in H. aber zweckmäßig. Was er hat im Gegensatz zu meinem Zahnarzt in H ist Zeit. Oder er nimmt sie sich. Befragt, wann wir gen Süden fahren (in 2 Tagen) dauert die Behandlung erst mal zwei Stunden. Das kleine Röntgenplättchen hält er sich mit einer Pinzette vor seine Vergrößerungsbrille über einem klitzekleinen Monitor (bei meinem Zahnarzt in H geht das automatisch auf alle PCs) und stellt fest: creo que tenemos que hacer una Wurzelbehandlung. Wenn er das glaubt folge ich ihm. 1 1/2 Std liege ich flach auf seinem Behandlungsstuhl, er fuhrwerkt über mir, seine Assistentin heißt Elisabeth und wenn er ihren Namen betont ausspricht, hat sie was falsch gemacht. Elisabet macht Gott sei Dank nicht viel falsch. Ich kriege, das ist neu und meinen Zahnarzt in H offenbar noch nicht bekannt, eine Art Operations Schürze über den Zahn gestülpt und im offenen Mund verklemmt. Angenehm zum Atmen, nichts vom Wasser und Bohren und Wurzelloch auskratzen kommt in den Rachen. Nur schwer zum reden. Als er mir sagt, ich soll mich melden, es reiche, die Hand heben wenn … tja, genau das Schlüsselwort hab ich nicht verstanden. Der Versuch nachzufragen ging daneben. Zum Glück passiert nichts zum Hand heben. Alles gut, sagt er, schmiert die Wurzellöcher mit einer Paste zu die hell in meinem Gesicht glänzt und gibt mir einen Termin für den Folgetag. Heute um 15:15 Uhr. Kann ich was essen? Es ist 19:00 Uhr, ich hab Hunger. Nein sagt er. Und grinst nach einer Schrecksekunde. Klar. Mein Zahnarzt in H gibt mir zum Abschied nicht die Hand, der ist einfach weg im anderen Behandlungsraum. Paulo wünscht mir alles Gute und Elisabeth lacht mich an.
In meinem Dorf im Hinterland spiele ich den Richter in einem Theaterstück auf Platt. Also, wir proben noch. Ein Mitspieler hat das freudige Ereignis der Geburt seiner Tochter in der Chat Gruppe veröffentlicht mit einem Bild von der glücklichen Familie. Worauf ihm die Mehrheit gratuliert und beglückwünscht: gut gemacht. Was hat er jetzt gut gemacht? Müsste man das nicht der Frau sagen? Im Hinterland ist’s doch noch anders. Da macht’s noch der Mann.
Fällt mir der Witz ein von zwei Männern, die vor der Scheibe zum Kreißsaal stehen. Der eine, offenbar Mohammedaner dem Outfit nach, der andere blond und blauäugig. Der Blonde hoppelt herum, da, sagt er seinem Nachbarn aufgeregt, da, der da in der dritten Reihe, das ist meiner! Und deiner, fragt er seinen Nachbar. Die ersten zwei Reihen sagt der. DAS nenn ich eine Leistung!

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