Als Senior Experten in Pretoria: Südafrika vor einer neuen Revolution ?

Pretoria den 12.3.20

Obama, noch zu Zeiten von Mandela von Südafrika begeistert (wie ich, wusste doch, dass mich viel mit Obama verbindet) sprach vor ein paar Jahren, vor 15 000 Menschen in Johannesburg von einer „Welt, die sich abgewandt hat von Mandelas Erbe“. Einer Welt, „in der Rassismus lebt“. Einer Welt, „die in weiten Teilen wieder zurückgreift auf alte, brutale Methoden, um ihre Angelegenheiten zu regeln“.

Das neue Südafrika hat nach der Apartheid, in der das Staatswesen auf der Entrechtung und Verarmung von 80 Prozent der Bevölkerung gründete, viel vollbracht. Unter Mandelas Ägide kam Licht in die Hütten der Townships. Schulen entstanden in den Armenviertel und Krankenhäuser, Kirchen und Kindergärten. Polizeistationen sorgen für ein Minimum an Sicherheit. Millionen Wohnungen wurden gebaut, klein, als Matchboxes persifliert aber bezahlbar (Matchboxes erinnert mich an die Bezeichnung „Streichholzschächtelchen“ für unser Häuschen. Das im Vergleich zu anderen Häusern in Hommertshausen klein, im Vergleich zu den im Township groß ist). Auch Menschen, denen bis dahin jede Perspektive verwehrt war, hatten Aufstiegschancen, eine neue, schwarze Mittel- und Oberschicht entstand. Das Hinterland ist durch gute Straßen mit den Zentren verbunden. Der Tourismus boomt. Die Verfassung ist die modernste der Welt.

Mandela wäre trotzdem zutiefst unglücklich mit dem Südafrika von heute.

Die gesellschaftliche Trennung nach Hautfarben in Wohnvierteln, Clubs, Schulen ist längst nicht überwunden. Das Misstrauen nagt auf beiden Seiten. Die Allmacht der einstigen Befreiungsbewegung, des regierenden ANC, hat korrupte Politiker hervorgebracht. Die kleine mafiöse Elite hat, wie die alte weiße, die noch immer am Hebel ist, die Schätze des Landes ausgebeutet. Präsident Rhamaposa gehört zu den Reichsten in Afrika. Noch immer sind die meisten Weißen ziemlich wohlhabend und leben in ihren abgeschotteten Bungalows. Noch immer sind die meisten Schwarzen arm und arbeiten im Service oder in körperlich harten und minder bezahlten Berufen. Das Wachstum der wichtigsten Volkswirtschaft Afrikas ist in die Rezension abgestürzt. 10 Millionen Jugendliche sind ohne Arbeit und Zukunft.

Präsident Ramaphosa Südafrika. Gretchenfrage: würden sie von diesem Herrn einen Gebrauchtwagen kaufen? Quelle Bild: Wikipedia

Wird es 24 Jahre nach der triumphalen Inauguration Nelson Mandelas zum Präsidenten am Kap wieder eine Revolution geben? Diesmal eine blutige? Viele fürchten es. Und in der Folge einen Zusammenbruch wie im nahen Simbabwe.

Zwei Erlebnisse dazu. Unser Guide von der Mandela Fahrt (freilich von dunkler Hautfarbe) reagiert schockierend auf unsere Frage, wie er die Regierung einschätze. Er schimpft auf sie, nur Versprechungen, sagt er. Und dann kommt ein Satz, der mich erschüttert. Unter der Apartheid-Regierung war es besser. Sagt er. Und begründet das. Da wurde was gemacht, sagt er.

Gestern haben wir Bilder vom Dorf und unserem Haus gezeigt. Fragt Thaban, wieviel Hektar habt ihr ums Haus? Und welche Art von Zaun? Weiße haben viele Hektar um ihre Häuser. Und hohe, zumeist elektrisch geladene Zäune.

Economic Freedom Fighters; linksradikal, revolutionär, Weiße ablehnend

Ach, noch ein Drittes: Mist, hab ich vergessen

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