Mittwoch, 27.2.2019 Santa Cruz Bolivien

Ab Mittags schreit er. Der Nachbarsjunge. Immer dieselben drei Tonfolgen. Versucht man ihn zu stoppen, schreit er  gellend stundenlang. Wir halten es nicht lange auf der Terasse, unserem Arbeitszimmer, aus. Zur Straße hin bellt der Hund eifrig grell. Morgens ist es ruhiger.

Noch immer bin ich früh todmüde und wache nachts auf. Die Zeitverschiebung rückt nur langsam an die Ortszeit heran. Abends gehen wir essen, Mittags gibt es Obst. Zwei Mal in der Woche kocht das Dienstmädchen.

Wenn es dunkel ist, kommen Alfredo und Karen zurück. Der Junge ist im Bett, wir treffen uns draußen, trinken, rauchen, reden. Über den Tag, die Arbeit, über uns. Als Geschenk haben wir einen Mixbecher und Cachaca mitgebracht. Die Limetten sind klein und kräftig, die Caipirinha ist säuerlich und anregend. M wird umgehend lustiger. Manchmal sieht man hinter den Wolken Sterne. Das Kreuz des Südens habe ich noch nicht entdeckt. Ich weiß noch, wie enttäuschend der erste Anblick vor langer Zeit war. Immer hatte ich mir ein großes Sternenbild vorgestellt, das hell und klar am Himmel steht und die Seefahrer leitet.

Antonio hat uns wieder zum Fußball gucken eingeladen, er ist eifriger Anhänger von Real Madrid, wir von Barcelona. Im kleinen Fernsehzimmer drängen sich die Gäste, Antonio sitzt, angetan mit dem Real-Shirt, als gewichtiger Mittelpunkt auf seinem Platz. Ein Student von ihm ist da, sein Freund, der preisgekrönte Zeitungsmann, seine Tochter mit Sohn, der schreit und sich erst mit Schokolade und Handy beruhigen lässt. Lourdes serviert Getränke, wir trinken Bier. In der Pause gibt es Tortilla, Kaffee, Wurst und Plätzchen mit himmlischer Marmelade. Sie reden über Venezuela, Brasilien und die eigene Regierung, sind konservativ. Erst beim Thema gutes Bier steigen wir ein. Barcelona gewinnt, wir müssen unsere Freude zurückhalten.

Wetter: wechselnd bewölkt, schwül. Nachts 19 Grad, Höchsttemperatur 28 Grad. Vorgestern Gewitter mit Überschwemmung.

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