Letzter, 8. Tag
Athen liegt am Meer. So eine lange Küstenlinie hatte ich mir nicht vorgestellt. Anastasia sagt, der Athener trinkt im Winter seinen Kaffee im Zentrum, im Sommer am Wasser. Essen geht er abends gegen 11:00 und zum Trinken um 1:00 Uhr. Es gibt Bars, die machen morgens um 5.00 auf. Sagt Anastasia.
Der Verkehr ist erstaunlich ruhig, kein Gehupe, kein Gedrängel.
Moderne Gebäude wechseln ab mit Ruinen (neueren und alten). Parlament, Universität, Bibliothek neoklassizistisch (schön, wirklich), Säulen, echt und Säulen nachgemacht mit Philosophen, Göttinnen und Göttern drauf und ein Denkmal mit Lord Byron, dem die Athene (oder wer auch immer) in den Ausschnitt fasst. Er soll gedichtet haben. Sieht ein wenig schwul aus. Und über allem die Akropolis.
Christen haben die alten Tempel zerstört und abgetragen. Muslime, also Türken, die hier hunderte Jahre herrschten, nicht. Die hatten Respekt. Einer hatte keinen. Die Säule, die er abbauen ließ (nehme an, für seinen Vorgarten) brachte ihm Unglück. Es gab eine Epidemie in der Stadt und prompt haben sie seinen Frevel dafür verantwortlich gemacht und ihn geköpft. Nix war mit der Paulusliebe bei den Christen. Extreme, sagt Anastasia, waren schon immer übel.
Akropolis
Ich sag nix mehr. In meinem alten Kochbuch steht unter Pekingente: nach Peking fahren, Ente essen. Nach Athen fahren, Akropolis ansehen. Aber erst ins Museum und sich die Schönheiten von einem Guide erklären lassen. Ich bin hin und weg. Und weiß jetzt, woher Michelangelo seinen David hat. Kommt mir vor, als wären die Originale noch schöner. Alle ihre Figuren, ob Frauen oder Männer, haben Knackärsche und perfekte Körper.
Die Bildhauer damals haben Bodybuilder verehrt. Anastasia sagt, ihr Ziel war, Geist und Körper gleichermaßen zu trainieren. Haben die Alten gesagt und die Jungen gemeint.
Und dann der Fries, der oben an der Akropolis sich wie ein Band um den gesamten Tempel herumzog. Und Athener beim Einzug ins Heiligtum mit ihren Opfergaben zeigt. Zu Fuß, zu Pferd, mit Ochs und Esel, mit Lamm und Ziege. Alles aus Marmorplatten 8 cm tief herausgearbeitet so als wäre es ein lebensechter Film. Anastasia erzählt, dass 1801 ein englischer Lord mit gefälschten Papieren die meisten Platten abgeschlagen und Schiffe voll abtransportiert hat. Die Kostbarkeiten hat er an das Britische Museum verkauft, die sagen, sie hätten Papiere und deshalb sehen die Griechen (und wir) viele Gipsabdrücke. Aber auch die können die einzigartige Kunst und Schönheit der Originale zeigen. Jetzt schreib ich ja doch. Ich bin halt begeistert.
Oben auf der Akropolis ist Japan ausgewandert. Nun ja, wir sind ja auch da. Anastasia sagt, das sei im Sommer unerträglich.
Die Bauarbeiten mit Kränen müssen zur Renovierung wohl sein. Ich ahne, welch herrliche Tempel das mal waren. und der schönste ist der, den ich immer Akropolis nannte. Doch er heißt Parthenon und „ist der Tempel für die Stadtgöttin Pallas Athena Parthenos auf der Athener Akropolis.“ (sagt Wikipedia).

Die gesamte Anlage mitsamt Toren und weiteren Tempeln war gleichzeitig Schutzburg mit einer Mauer drumherum und nahm die Athener bei einem Angriff auf. Aus dieser Zeit gibt es Geheimgänge. Als die Nazis Athen eingenommen hatten, pflanzten sie ihre Hakenkreuzfahne, oben auf die Akropolis. In der Nacht sind zwei Studenten durch den Geheimgang und haben die ungeliebte durch die griechische Flagge ersetzt. Da waren sie sauer, die braunen Horden. Ha!!! Hat natürlich Anastasia erzählt.
Morgen fliegen wir zurück. Ich bin voll Ouzo, Retsina, gutem griechischen Essen, strahlend blauem Himmel, grünen Hängen, silbernen Olivenplantagen, goldenen Orangenbäumen, türkisblauem Meer, alten Steinen, Säulen, Ton- und Kupfergegenständen, Marmorstatuen und Wissen.
Ach ja, Demos der Schüler Fridays for Future gibts auch
Danke dass Du uns teilhaben lässt an Deinen Eindrücken. Und wieder muss ich zurückdenken an unsere damalige Griechenland-Rucksacktour. Auch da: Zum Abschluss Athen. Das Highlight für mich war das Nationalmuseum, dort liefen alle Fäden zusammen. Die imposanten Statuen, die Goldmasken aus Mykene. Die Akropolis war damals schon voll, Athen war laut, unerträglich stickig und hektisch.
Heute ist es das Akropolis-Museum, in dem man phantastisch auf die Besichtigung vorbereitet wird. Zu weiteren Museen sind wir nicht gekommen. Na ja, unterwegs gabs auch viel Museen. Ich glaube, wir werden das Land nochmals besuchen.
Scheint so, dass im Sommer die Stadt heiß, hektisch, unerträglich wird. Jetzt ist sie nicht so. Vor allem, wenn ich an die Autofahrer in Südamerika denke
Es freut mich zu lesen, dass dir Athen so gefällt. Ich empfehle auch immer allen das Akropolismuseum zu besuchen, selbst wenn man kein Museumsfan ist.
Ihr seid auch zu einer guten Zeit nach Athen gekommen, im Hochsommer ist es wirklich kaum auszuhalten, heiß, hektisch und voll.
Lieben Gruß
Ja, es war eine ausgezeichnete Zeit, auch das Wetter war (zumeist) ideal. Ich liebe Wärme. Lebst Du in Griechenland? Wir sitzen im Zug in Deutschland und es ist mir eigenartig. War zu schnell vorbei. Wir kommen wieder. Deinen Blog nehme ich zu Hilfe um mich zu erinnern.
Herrlich Lieber Reinhold – zurück aus Berlin hab ich mir Deinen Reisebericht am Stück reingezogen – jetzt fehlt mir nur noch ein Ouzo und ein Bild von Anastasia 🙂 Top ( und by the way ein guter Einstieg da wir in den Sommerferien mit den Kids in die Ägäis fahren ) Herzlichst – Werner
Das Bild hab ich dir geschickt, zum Ouzo müsstes du vorbeikommen. Hab einen guten mitgebracht. Sind gerade im Zug nach Marburg. Kulturschock 😞
Immer wieder erstaunlich, was die Menschen vor tausenden von Jahren bereits geleistet haben. Allerdings haben diese herrlichen Bauwerke auch den Schweiß und das Leben von Abertausenden von Sklaven verschlungen…….
Aber „Arbeits-Sklaven“ gibt es ja auch heute: https://schmidtehryde.wordpress.com/2019/05/18/almeria-plastica/