Mit dem Eurostar nach London
Frankfurt 8:00 Uhr morgens. Los geht’s! Hanne hat mich zum Zug gebracht, jetzt fahren wir nach Brüssel. Bin mal gespannt, was die Woche bringt. Englischkurs in meinem Alter scheint nicht gewöhnlich.
Deutschland ist grau. Überall. Und kalt ist s auch im Zug. Vielleicht geht ja im Winter die Klimaanlage, die im Sommer nicht ging.
Der Zugführer spricht deutsch, holländisch, belgisch (oder ist das französisch?) und englisch. Klingt, als wäre er Niederländer. Einem deutschen Zugführer trau ich das nicht zu. Seltsam, seltsam, meine kleinen rassistischen Anwandlungen.
Wieso ist diese Banane über Nacht matschig geworden? Ich ekle mich vor matschigen Bananen. Augen zu und durch, sie ist gesund. Schwarzbrot mit Käse und Banane. Und Apfel! Die Reste.

Lese bei Brunetti: Der Vater Ägypter, hat seine 16 jährige Tochter erstochen, weil ein Mitschüler sie in Facebook gefragt hat, ob sie mit ihm Kaffee trinken will. Griffon glaubt ihm seine Reue nicht. Männer, erklärt sie Brunetti, wollen alle mehr oder weniger Frauen kontrollieren. Das erschreckt mich.
Köln. Die dickliche Mutter schnallt sich den kleinen Ranzen ihre Tochter um. Die hat Lippen wie die Kinder bei der Klima-Demo in Marburg, die „ich bin wütend“ schrieen. Leute schlafen, dick eingemummelt in Wintersachen. Dahinter Julia Glöckner Doppelgängerin. Die Trinkflasche hat sie vollständig mit einem Tüchlein gereinigt.
Ist was anderes an Belgien? Ja, kleiner, schmucker die Häuschen, Ziegelstein-rot, Dachsparren und Fenster weiß umrahmt, gibt dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit. Mir fällt wieder auf, wie protzig vieles in Deutschland ist
Die Frage nach sicherlich abgestufter Kontrollsucht von Männern lässt mich nicht los. Wollen Frauen nicht auch Männer kontrollieren? Und wie kann man diese Sucht abstellen?
Eine Kirche, heller Stein ziseliert, erinnert mich an Gaudi. Dahinter das Atomium. Warum hält der Zug zuerst in Brüssel-Nord? Wir kommen aus dem kalten Osten.
Brüssel-MIDI. Internationale Züge in einem eigenen Sektor. Alles wie im Flughafen. Nur kleiner. Sicherheitscheck (fast bis auf die Unterhosen, sogar das Portemonnaie musste ich durch die Röhre schieben. Aber das Einhandmesser haben sie nicht moniert), Passkontrolle EU, Passkontrolle UK (von wegen Europa und freier Grenzverkehr), Duty Free (eine kleine Flasche Whisky gekauft, fahr schließlich ins Land derer, die davon leben) und Wartehalle. Es fahren eine Menge Leute nach England.
Im Tunnel unter der Nordsee. Schon unheimlich. 75 m tief unter Seelevel, 53 km lang ohne Ab-und Anstieg. Und der Zug saust mit Höchstgeschwindigkeit da durch. Über 300 km/Std. Maximum. Was der Mensch alles erreicht hat! Eine Röhre auf Rädern, weich gefedert wie auf Daunen, saust durch die Landschaft, hängt neben der Autobahn kurz mal Porsche ab und verschwindet unter dem Meer.
Die Insel. Langestreckte Hügelketten, viel Weide, Gehölz, dazwischen Anwesen, einige groß, über einen Fluss in die Stadt.
London St. Pancras.
Riesig die U-Bahn, die Auskunft sehr freundlich. Die Piccadilly line fährt bis zum Flughafen Heathrow. Da wartet ein Bus. Warum klingt das alles so bekannt? King’s Cross, Covent Garden, Leicester Square, Piccadilly Circus, Hyde Park Corner, Kensington, Hammersmith.
Fahrt nach Sidmouth.
Muss mich wieder dran gewöhnen, dieses Fahren auf der falschen Seite. We are driving at the right side widerspricht unser Fahrer. Wir sind zu dritt, es ist nichts los in der Sprachschule. Im Sommer, sagt der Fahrer, muss er bis zu 100 Jugendliche abholen. Der jüngste Schüler war 8, der älteste 92.
Der untergehenden Sonne entgegen die im roten Abendhimmel versinkt. An Stonehege vorbei. Stand dunkel und schwer in der Abenddämmerung rechts ganz nahe auf einem niedrigen Hügel. Berührt mich. Zeuge einer Vergangenheit, von der wir wenig wissen.
Angekommen. Überfreundlich begrüßt, Dukes war und ist ein Pub mit Restaurant und eine Handvoll Hotelzimmer direkt am Meer. Meins unterm Dach juchhe ist klein aber fein und gemütlich. Nur den Adapter für andere Steckdosen habe ich nicht mitgenommen. In der Annahme, England wäre europäischere. War wohl eine falsche Annahme. Der nette Hotelmann ist gleich losgerannt, er weiß einem, der einen hat und schon hab ich einen. Adapter. Nicht Hotel-Mann.
Ich bin völlig geplättet von der Freundlichkeit. Der nette Ober kommt auf mein Winken in die Bar gerannt, ich will meine Bestellung aufgeben, oh, you must do it at the bar, ich bewege mich, no no, leave it with me, I will do it for you. Die Gäste stellen sich an der Bar hintereinander an, lassen sich beraten, bestellen in aller Ruhe Getränke und Essen, bezahlen und dann kommt der nächste dran.
Hab schon zwei Whisky mit Ginger Ale und jetzt probiere ich ein Ale (schmeckt wie Tröpfelchenbier). Und jetzt kommt mein Abendessen. Morgen setz ich in den Blog was heute war. Wie isst man einen Hamburger?

Ich hab es zwar geschafft, mich nur mit dem letzten Bissen zu bekleckern, der Tisch allerdings sieht nicht gut aus. Auf dem Boden müsste auch mal aufgeräumt werden.
Und dann will ich Sport im ZDF sehen und dann steht das, nur für Deutschland und dann werde ich fuchtig und finde VPN, mit dem simuliert man den Empfang in Deutschland und dann sehe ich noch Freiburg und Streich im Interview und Frankfurt gewinnt und Bremen gewinnt und ich kann ruhig einschlafen.
Stonehenge im Abendlicht – da hätte ich gern mit dir auf dem Hügel gestanden! Und mit dem Essen wird’s sicher bald besser 😉 Lala salama!
Super – I love GB!!! Ich esse Burger ( seit mir ein Double Bacon Barbecue Dingen auf den Schoss gefallen ist ) immer mit Messer und Gabel…by the f….way. Have a great time, Reinhold!!!
Bis hierher ging’s gut, hab heute nen neuen Beitrag geschrieben. Morgen fängt der Ernst des Lebens an. Ich muss in die Schule! Grüße an euch Rasselbande