Gaborone, die Heimat von Mma Ramotswe, der ersten und einzigen weiblichen Detektivin von Botswana, liegt, schaut man nach Norden, links etwas unter uns. Wir sind in Lebowakgomo, Provinz Limpopo, oben an der Grenze zu Zimbabwe. Mma Ramotswe, eine traditionell afrikanisch gebaute Dame, lebt, denkt und handelt traditionell afrikanisch. Ihr geliebter Vater hat eine Rinderherde. Würde er auf die Bank gehen und sie beleihen, wäre er reich, aber er geht lieber sie anschauen. Es sollen Krimis sein, geschrieben von Alexander McCall Smith. Jeden zu empfehlen, der sich für dieses andere Leben interessiert. Mma Ramotswe lehrt uns, wie man langsam und bedächtig, gleichzeitig effektiv sein kann. Sie lehrt uns traditionelle Freundlichkeit und Familiensinn, sie lehrt uns African Way of Life mit Gemeinschaft und Solidarität. Vom alten traditionellen Afrika. Mag sein, dass alles erfunden ist, mag sein, dass nur wenig real ist. Aber schön ist es auf jeden Fall.
Traditionelles Afrika, das wollten wir auch erfahren, nicht nur Städte oder Tourismus. Unser Freund Tsetse – sein wahrer wunderschöner Name ist Matsetsebale Tleane – war sofort einverstanden, seine Familie, sagte er, erwarte uns. Freitag 300 km gen Norden, Sonntag zurück.
30 Rinder haben wir angeschaut wie Mma Ramotswe und ihr Vater. Eine Stund mit dem großen geländegängigen Wagen in die Berge, von der guten Straße zur schlechteren zur ausgewaschenen Piste durchs Gestrüpp. Ehrfurchtsvoll haben wir die Herde bewundert, der Bulle mit dem großen Höcker wollte was von mir. Er hat sofort erkannt, wer der Chef auf der anderen Seite ist (dass ich nicht lache, der hätte dich ungespitzt in den Boden gerammt und gefragt, wo der Nachtisch ist). Mittags werden sie rausgelassen, verschwinden im Unterholz, abends kommen sie zurück zu Wasser und Salz.

Da waren wir nun im ländlichen Afrika. Es war anders als in Tansania. Keine Rundhütten, Häuser aus Ziegelsteinen, winzig kleine aus einem Zimmer, größere, selbst gebaut. Die Dörfer weit auseinander gezogen, um jedes Haus viel Land, oft bebaut zur Selbstversorgung. Vieh, Kühe, Ziegen, Schweine, läuft frei herum, manchmal gehütet von Jungen mit einem Stock quer über der Schulter.

Doch der Familiensinn war derselbe. Und Zeit haben auch.
Die Großmutter mütterlicherseits wohnt weit ab, oben am Berghang. Nach der Begrüßung die Geschenke. Die Großmutter kriegt eine schöne, grellbunte Tasche, die Kinder Springbälle, Luftballons und Überraschungseier. Wir sitzen auf den Eingangsstufen. Um was zu tun? Auf den Eingangsstufen sitzen. Reden ein wenig, trinken süße Sachen. Großmutter kann kein Englisch, lacht viel und ist umgeben von ihren Enkeln, Kindern, Angeheirateten. Erst kommt der Eine vorbei, dann kommt ein Anderer angeschlendert. Irgendwann ist die ganze Familie da (die Letzte gestern war eine Polizistin in Polizeiwagen, wie der die Einfahrt hoch kam, haben sie gesagt, es wäre wegen uns, ich hab Angst gekriegt, sie haben gelacht). Es gab Mehlpampe und gegrillte Wurst, mit den Händen zu essen. Heute Sonntag, gibt’s trockenes floppiges Weißbrot doppelt geklappt und Fanta. Absolute Ruhe überm Tal. Nur die Vögel zwitschern manchmal

Eine Kleinigkeit zum Essen gibt es immer. Gestern Mehlpampe und gegrillte Wurst, mit den Händen zu essen. Heute trockenes floppiges Weißbrot doppelt gepackt und Fanta. Hände waschen ist kein Problem. Vor jedem Essen kriegst du eine Schüssel gereicht, neuerdings mit Desinfektionsmittel. Das Handtuch zum Abtrocknen ist nicht mehr sehr sauber. Absolute Ruhe. Nur die Vögel zwitschern manchmal.
Sonntag. Im Dorf von Tsetses Vater. Wir sitzen vor Großmutters Haus, der zweiten. Mais und Amarula Bäume um uns herum, der Boden übersät mit grünen gelben Amarulas. Alte Frauen, sagen sie, sitzen gern ganzen Tag, drücken den Saft aus den kleinen, überreifen Früchten (das sind die, von denen Elefanten und Affen sich besoffen machen), sammeln ihn in Flaschen, lassen ein paar Tage gären und laden die Männer der Gegend ein zum umsonstenen Amarula Bier. Die Kerne werden, getrocknet, aufgeschlagen, ausgeschält, als Zugabe gereicht. Es ist eine Sisiphus Arbeit.

Die Großmutter ist letztes Jahr verstorben. Der jüngste Sohn übernimmt das Haus, so die Regel. Wenn jemand Älteres stirbt wird ein Ochse geschlachtet und das Dorf für eine Woche versorgt. Die Leute kommen, trauen mit und werden versorgt. Beim Begräbnis von Tsetses Oma ein Ochse und eine Kuh.
Die Rückfahrt war wie die Hinfahrt, nur noch schlimmer. Weil Sonntag ist und alle nach Hause wollen. Wilde wildfahrten bei 150 ist offenbar normal. Und keinesfalls die Spezialität einzig von unserem Freund
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