Peru Proteste

Gestern sollte eigentlich Streik sein, wie aber sollen Leute streiken, die morgens nicht wissen wie sie abends das Brot bezahlen können? Die Kämpfe mit der Polizei im Zentrum von Lima und im Süden gehen weiter. Sonntag gab es den nächsten Toten. Kopfschuss. Und die Präsidentin erzählt der internationalen Presse, die bisherigen Todesfälle seien durch Erdrutsche und Dum Dum Geschosse aus selbst gebastelten Waffen der Protestierenden verursacht worden. Ein Polizist wurde gelyncht. Bei mindestens 46 Toten wurden Schussverletzungen mit Munition verursacht, die Polizei und Militär benutzt. 58 Tote und über 1000 Verletzte hat die Auseinandersetzung bisher gefordert. Rücktritt der Präsidentin und des gesamten Kongresses und Wahl dieses Jahr ist die Forderung. Ich bin skeptisch. Keine Ahnung, was die Wahl bringen soll. Bisher wurde immer wieder auch der alte Klüngel an die Macht gewählt. Die Unterdrückten wählen ihre Unterdrücker. Erklär mir mal einer, warum das so ist.

Der Zeit Artikel im Link unten ist empfehlenswert. Einzig zu ergänzen wäre, dass auf über die Hälfte der Kongressabgeordnete ein Verfahren wegen Korruption wartet, wenn sie den Schutzschild der Immunität aufgeben. Und warum sollen sie eine Verfassung ändern, die ihnen ihre Vorteile sichert? Es ist zum verzwatzeln. Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels.

www.zeit.de/politik/ausland/2023-02/peru-proteste-ausschreitungen-armut

7 Kommentare zu „Peru Proteste

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  1. Gute Frage : warum wählen die Leute ihre Unterdrücker. Ich glaube Menschen reagieren auf Verunsicherung immer gleich nach dem Motto „man weiß was man hat , weiß aber nicht was kommt. Die Erfahrung in Kolumbien hat ja gezeigt dass 50 Jahre Guerilla hauptsächlich zu Lasten der armen Bevölkerung ging. Wo steht Venezuela heute? Cuba ? Nicaragua einst links angetreten ist heute Rechtsfaschistisch . Linker und rechter Faschismus haben die gleichen Methoden und die Armen von gestern sind die Armen von heute. Bei den Latinos, die selber denken können, spürt man die Resignation angesichts der sich immer wiederholenden Situation. Auf linke Regierungen folgen Rechte und auf Rechte Linke. Gewinner sind immer nur die Korrupten Militärs, die von der jeweiligen Seiten gut bezahlt werden und kein Problem haben auf die eigene Bevölkerung zu schießen. Das ganze Spiel ist ermüdend. und die klugen Analysen bringen nix, weil die nicht an die Ursachen heran reichen. In LA studieren alle immer Politik weil die Erfahrung zeigt , das die Kiddies, auch der Reichen, zu Revolutionären werden, wenn die den Durchblick bekommen. Entsprechen sind Medien voll von politischen idiologisch gefärbten Interpretationen . Es treten immer die gleichen Blasen von Indigenen, Schwarzen und Mestizen (die Gewinner der Kolonialgeschichte ) gegeneinander an. Wer dabei die besseren Karten hat ist offensichtlich. Aber auch die vermeintlichen Gewinner sind letztendlich Verlierer. Sie werden entführt , brauchen ständiger Bewachung, ihre Kinder können nicht im eigenen Land leben etc. Sozial Darwinismus pur. Es gewinnt der fittere und stärkere. Das ist das Bild der Realität von der wir auch eine Version , die des Neo Liberalismus haben. Bei der geht es auch um Oben und Unten, Gewinner und Verlierer ,Macht und Ohnmacht. Foucault lässt grüßen. Wir brauchen dringend ein anders Narrativ , ein anders Bild von uns. Denn das Selbe produziert nur das Selbe. Es braucht das sich selbst bewusste Subjekt, das die Frage beantworten kann „warum tue ich was ich tue“. Dann sind wir zur intersubjektiven Kommunikation fähig, können uns auf den Anderen einlassen , verstehen und neue Realitäten schaffen. Sorry, ich klinge mir selbst zu missionarisch und höre besser auf.

    1. Du klingst nicht missionarisch, ich bin scharf drauf, andere Lösungsansätze zu erfahren. Denn wie du gut darstellst, geht es mit den bisherigen nicht. Ich weiß nur nicht, wie andere Narrative geschaffen werden können in einer Welt voller Unwissen. Das scheint ja schon zweifelhaft bei denen, die Kapazitäten dafür haben (wie ich). Mach nur weiter.

      1. Dein Interesse am Thema zu bleiben freut mich. Meist stoße ich mit meinen Einlassungen auf Ablehnung oder Unverständnis sobald die persönliche Dimension ins Spiel kommt. Die Welt soll sich doch bitte ändern – gemäß meinen Bedürfnissen und Interpretationen – aber mich bitte in Ruhe lassen . Hier beginnt das Dilemma. Die Welt ist unsere Interpretation wie Emanuel Kant konstatier oder unsere Wahrnehmung, wie die Buddhisten sagen. Das hast du in deinem langen Leben selbst erfahren. Überall auf der Welt haben unterschiedliche Kulturen unterschiedliche Antworten auf die selben Herausforderungen des Lebens, Bei uns rational, in Afrika magisch, in Asien mythisch – vereinfacht gesagt. Natürlich spielen bei der jeweiligen Ausprägung geographische, historische, ethnische, religiöse etc. Faktoren eine Rolle . Die Ethnologie und die Anthropologie hat das gut verstanden und wir in unserer Arbeit auch.
        Dunkel ist die individuelle Dimension des Seins als Autoren der Kulturen. Wir wissen nicht um uns Selbst, Wer kann schon die Frage „warum tue ich was ich tue“ beantworten? Eingebettet in die Konvention unser Kultur, scheint das ja eine seltsame Frage. Wir verhalten uns Kulturkonform und bekommen in diesem Rahmen unsere Bestätigung, Die Welt der Hedonisten. Unfähig unsere Kultur zu transzendieren stellt diese die Grenzen der Wahrnehmung und der Interpretation dar ( die jeweiligen Blasen) und das ist der Grund für den Clash der Kulturen. Wir haben nur die Eine , durch Sprache und Kultur begründete Wahrheit.
        Also kein Ausweg nirgendwo ? Doch, das bewusste Individuum , das um seine Triebe und Emotionen seiner Ängste und Begierden weiß und weil es um derer weiß, eine Entscheidung dafür oder dagegen treffen kann. Erst dann, weil bewusst, wird der Mensch zum Mensch und frei von sich selbst. Wir treten aus unserer tierischen Dimension heraus und erkennen uns selbst – wie das Orakel von Delphi sagt : „erkenne dich selbst“
        Wie bei Foucault gut darstellt haben wir Systeme der Ordnung zur Kontrolle des Individuums entwickelt und können uns Garnichts anderes mehr vorstellen. Es funktioniert ja auch im Wesentlichen. Wir haben Zivilisationen geschaffen, die das Tier in uns kontrollieren und verhindern. das wir übereinander her fallen. In der Interaktion der Kulturen funktioniert das dann oft nicht – wie wir gerade mit Russland erfahren oder bei der Auseinandersetzung der Latinos untereinander.
        Soviel für heute.

        pos. Du bist ja noch dünner als ich !!

  2. Sorry. Es fehlt der eigentliche Schluss.
    Erst das sich selbst bewusste Ich ist zur intersubjektiven Kommunikation , zur Empathie , fähig. Menschen die im Anderen sich selbst erkennen konstruieren eine andere Welt als solche einer individualisierten Subjekt – Objekt Beziehung. Es braucht eine erweiterte Wahrnehmung mit den Dimensionen ; Eros – Logos – Kosmos.

  3. Und hier die praktische Dimension des oben reflektierten philosophischen Konzeptes.
    Zurück in Kolumbien , habe ich Kontakt zu den alten Compañeros gesucht und zu einem Treffen eingeladen. Es kamen ca. 30 . Es herrschte große Freude sich wieder zu sehen und nach dem persönlichen Austausch habe ich die Frage gestellt wie Kolumbien denn heute „da steht „. Es war die Frage nach der Befindlichkeit von Land und Leuten heute. Die Reflektion war negativ. Es sei eher schlechter als besser geworden. Nun das Treffen war schön und unter einigen bestand Interesse sich weiter auszutauschen . Mit dieser kleineren Gruppe haben wir dann versucht zu Verstehen was in Kolumbien in den Jahren nach der Verfassungsreform von 1992 passierte. Die Reform war auf Grund der Verhandlungen mit der Guerilla, der M 19, zustande gekommen , es gab wichtige Reformen , wir , GTZ, berieten die regionale Entwicklungsbehörden, berieten bei der Dezentralisierung der Institutionen etc. etc.
    Es gelangen wichtige Programme und die Nation gab Geld in bis dahin noch nie dagewesener Hohe.
    Nur eins änderte sich nicht – die Kultur, wie man die Dinge macht. Nepotismus, Klientelismus und Korruption blieben gleich oder vertieften sich noch. Das wurde und wird in Kolumbien öffentlich diskutiert und angeprangert. Währen nun alle die Analyse der Symptome, in der Welt da draußen, teilen – mit den immer gleichen Antworten wie bestrafen Schuldzuweisungen an die jeweils „Andere“ usw. werden die eigentlichen Ursachen nicht erfasst. Alles hat aber eine Ursache , ohne Ausnahme, auch wenn wir die wegen unserer kulturellen Blindheit, unserer Blasen der Interpretation, nicht erfassen können. Ich war schon in Botswana mit dem Problem konfrontiert und nur wegen meiner existenziellen Not, die mir mein nicht verstehen verursachte, war ich in der Lage einen geistigen Sprung zu machen, um die magische Welt zu erfassen.
    In Kolumbien war ich in einer vergleichbaren Situation. Ich verstand erstmal nix. Es zeigte sich schnell, das alle mit der GTZ kooperieren wollten aber nicht untereinander. Es fehlt das Vertrauen, um sich aufeinander einzulassen. Das man nicht vertrauen kann ist die geteilte Erfahrung aller Kolumbianer Jeder ist entweder schon mal überfallen oder betrogen worden und in jeder Familie oder familiärem Umkreis gibt es Entführte oder Tote Mistrauen ist so eine rationale Haltung, nur eine sehr ungünstige Bedingung für Entwicklung ,weil daraus Nepotismus, Clientelismo und Korruption entsteht mit dysfunktionalen Institutionen , welche die Gesellschaft weiter fraktionieren. Intersubjektive Kommunikation als Voraussetzung der Kulturkritik und deren Rekonstruktion hat da wohl schlechte Karten denn Intersubjektive Kommunikation setzt das sich Selbst verstehen voraus, Ich kann im anderen nur erkennen was ich bei mir erkannt habe,, ansonsten gibt es keine Resonanz – keine geteilte Erfahrung – kein gemeinsames Handeln auf dieser Basis. Das wäre dann eine andere Kultur , statt der Subjekt – Objekt Kultur unbewusster Subjekte, die viel von der objektiven Welt verstehen und wenig um sich selbst. Beim sich selbst verstehenden Subjekt, ist jeder Angriff auf den Anderen, ein Angriff auf sich selbst.
    Nun meine Compañeros sind kluge Leute. Wir haben einen Prozess gemacht zum Kulturverständnis der Interpretation derselben und haben eine Problem Analyse der Wirkungen in den wichtigsten gesellschaftlichen Bereichen wie Umwelt, Wirtschaft , Bildung und Gesundheit gemacht, um darauf aufbauend Antworten zu generieren. Im Bereich der intersubjektiven Kommunikation arbeiten wir mit coaching Ontologico de Lenguage. Es gibt noch eine Reihe von anderen Elementen, die ich hier nicht alle ausführen will. Wir haben inzwischen ein Projekt mit diesen und anderen Elementen entwickelt und eine Region- ein Wassereinzugsgebiet – überzeugt in Kooperation mit der regionalen Entwicklungsbehörde eine Anwendung und neue Erfahrung zu machen und der Universität wollen wir ein Seminar zum Thema vorschlagen.
    Was mir wichtig ist , ist zu zeigen, das wir die Welt anders denken müssen und das auch können, wenn wir uns selbst als Ausgang allen Seins verstehen.

    1. Lieber Werner,
      danke, dass du dir die Mühe machst, mir die doch schwierige Sachlage zu erklären. Also, für mich klingt sie schwierig. Deshalb
      1. meine Bewunderung, dass du diese komplizierte Theorie samt Praxisansatz auf spanisch deinen Compañeros erklären kannst!
      2. erinnert mich das, was wir, also Marianne und ich, vor über 40 Jahren als Grundlage unserer Beziehung geübt haben. (Ich hab damals Jugend-und Erwachsenenseminare gemacht). Ich bin überzeugt, dass unsere gegenseitige Akzeptanz auf diesen Übungen beruht. Wir halten sie nicht stringent in unseren Kommunikationen durch, aber sie ist immer im Hintergrund. Basis ist, sich selbst und seine Bedürfnisse zu erkennen und in der Kommunikation und Auseinandersetzung mit dem Anderen versuchen, zu verstehen, was der andere kommunizieren will. Also aus seiner Blase herauszutreten. Den „Angriff“ nicht als Angriff, erst mal als Meinung zu verstehen. Das Akzeptieren des Anderen steht im Vordergrund.
      3. kann es sein, dass du so was meinst? Das würde ich sehr begrüßen. Allerdings ist mir schleierhaft, wie solche Konzepte im Großen realisiert werden können. Sie sind ja schon alt, werden modifiziert und angepasst und einen interessierten Kreis von Leuten angeboten. Nur fehlt der Schneeball Effekt
      4. zur Erinnerung: wir waren von 2000 bis 2003 in Kolumbien für die Fes (M Ortskraft an einer kolumbianischen Schule) tätig. Und kennen die von dir beschriebenen Ängste und Einigelungen der Menschen. Ein besonders schwieriges Arbeitsfeld für interkulturelle Kommunikation. Geh mal zur FES, die müssten für so ein Thema offen sein. Also, war ich früher.
      5. Sprache ist nicht alles. Kommunikation zwischen denen, die sich mögen ist anders als mit denen, die ich nicht mag. Da wird s dann schwierig. Petro mit der Guerilla, Mann, wie die das schaffen weiß ich nicht. Vielleicht schaffen sie es auch nicht. Werner, da müsstest du hin.
      6. Du sagst, Selbsterkenntnis und Erkenntnis des Gegenüber sei die Achse der Veränderung (wenn ich dich richtig verstehe). In Kolumbien, denke ich, sind es auch die Besitzverhältnisse. Ich meine jetzt nicht in dem Sinn, die Armen reich zu machen. Viel primitiver: ihnen eine Überlebenschance zu geben. Die weltweit größte Binnenmigration durch Heimstätten ersetzen.
      So, und zum Schluss: warum wollen die Chinesen Kolumbien ausspionieren? Die müssten doch nur die Amis fragen.

      Ich hoffe, dass das die Richtung ist, die du mir versuchst zu erklären.
      Bestens und bis dann
      Reinhold

      1. Grund und Anlas für unser Handeln in der Welt sind unsere Emotionen und Instinkte, die wir leben aber nicht verstehen . Die Instinkte liegen außerhalb unseres Wollens. Beispiel Sex .Sonst wäre die Menschheit schon ausgestorben. Emotionen werden in unserer (spezifischen) Umwelt stimuliert und wenn wir diese ausleben empfinden wir die Welt als gut und schön . Den dahinter liegenden Mechanismus können wir verstehen. Ich habe eine Emotion-lebe diese aus-mache eine Erfahrung – und kann diese bewerten – und mein Verhalten entsprechend verändern. Wir lernen und die Welt wird immer besser ! Mit Nichten! Von dem , was wir als schön und gut empfinden wollen wir immer mehr. Warum tun wir was wir tun ? Hier ist die Antwort. Wir sind Trieb – und Emotional gesteuert – und wissen nicht darum. Der unbewusste Mensch. Darauf baut unsere Ökonomie , die Politik etc. Den Homo Ökonomicus – den rational denken und handelnde Mensch z.B. den gibt es nicht. Wir sind eine total verlogene Gesellschaft, lügen, betrügen und manipulieren uns, um unsere Triebe und Emotionen zu befriedigen. Darauf bauen wir Kulturen auf, die mit den gleichen Mustern gegeneinander antreten. Wenn wir das ändern wollen, müssen wir uns erstmal selbst verstehen den das Selbe produziert nur das Selbe und dann die Selben Kulturen. Wer will sich aber wirklich selbst verstehen? Wir sind (fast) alle unterwegs um Bestätigung zu bekommen. Das fragile , ängstliche und in der Welt verlorenen Wesen antwortet in unserer Gesellschaft mit System und Ordnung und wird dabei starr und stumpf.
        Ich hatte eingangs auf deinen Kommentar reagiert und von Philosophie und Meditation gesprochen . Der Teil ist mir wegen einem faschen Klick abhanden gekommen. Können wir ja noch mal aufgreifen.

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