Das gesamte historische Zentrum ist gesperrt für den Straßenkarneval Menschenmassen schieben sich durch die Straßen, an jeder Ecke dröhnt Musik, Kapellen quälen sich mit ihren Instrumenten durch die Feiernden, die tanzen, singen lauthals mit, trinken Bier aus Dosen, eine Frau auf der Plaza macht köstliche Caipirinha in einem überdimensionierten Mörser, junge Leute werfen Wasserballons, Hardcore-Jugendbanden beschmieren sich und andere mit Farben, ein dicker Mann sitzt vor seinem Haus und spritzt mit ernstem Gesicht aus einem Wasserschlauch, wir haben einen Eimer voll über den Rücken gekriegt, die Leute lachen, es trocknet schnell. Häuser, Geschäfte und Autos sind geschützt, erstere mit Plastikplanen, letztere mit erdiger, abwaschbarer Tarnfarbe.
Manche Straßenzüge sind abgesperrt, da feiern die Clubs, kenntlich an identischen bunten Hemden. Sie haben Stühle und Tische draußen, einen Koch der grillt, überdimensionierte Boxen die kreischend Musik schmettern, manchmal kommt eine der vagabundierenden Kapellen vorbei, Indios mit vielen Trompeten und dicken, wummernden Trommeln, es wird getanzt, getrunken, gegessen, umarmt wenn Bekannte vorbeikommen, getrunken, es wird viel getrunken. Karen ist bekannt wie ein bunter Hund, wir kriegen viel Bier. Und tanzen. Und wandern durch die Gassen von einer Bühne zur andern. Die stehen auf Kreuzungen, sind für die Massen, die Kapellen wechseln, die Musik wird immer schriller, der Frankfurter Flughafen ist eine Oase der Ruhe dagegen. Mein Gehör ist geschädigt, hoffentlich kommt es wieder.
Bis um 11:00 Uhr des Nachts haben wir getanzt, immer wilder. Wildfremde schließen uns ein, wollen von den einzigen Gringos in der Menge Fotos. Gruppenfotos sind eh der Renner, blitzschnell haben sie sich in fotogene Posen geworfen. Alfredo möchte heim, Karen nicht, wir tanzen weiter. Bis zum Schluss. Der ist vor Mitternacht, da sind alle voll. Ein wildes Geküsse und Geschmuse allüberall, ich halte M ganz fest und schmuse auch ein wenig. Um Mitternacht sind wir zu Hause.