Lieber Bruder, danke für den schönen Bericht über unseren Opa. Er war ein ganz besonderer Mensch. Er hatte seine Prinzipien, seinen festen Glauben, seine Abwesenheit von Humor, der unseren Vater so auszeichnete, sein Leben war aber auch geprägt durch eine große Menschlichkeit. Ich habe nicht so explizite Erinnerungen an ihn, Du hast, glaube ich, als Kind eine sehr viel engere Bindung an ihn gehabt, gerade auch, weil Du ja keine frühkindliche Bindung zum Vater knüpfen konntest, der so lange in Kriegsgefangenschaft war.
In einer Sache muss ich Dich korrigieren, nein sogar in zweien. Also: Niemals hat Opa Milchkaffee getrunken. Er hasste Milch, und alle Milchprodukte waren von unserem Tisch verbannt, zumindest von seinem Teller. Sehr zum Leidwesen von Oma, die ihre Milchsuppe (mich schaudert es noch heute) innig liebte. Ich denke, Opa hatte eine Laktoseintoleranz, und sein Körper hat sich auf diese Weise zur Wehr gesetzt. Das Zweite: Oh doch, es gab Liebhaber für die Nierchen beim Schlachtfest- das waren Papa und ich, Unser Vater hat sie mir als die größte Köstlichkeit des Schlachtessens verkauft und wir beide haben sie vergnügt verzehrt. Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen. Ich auf seinem Schoß sitzend und er füttert mich mit kleinen Müffelchen mit Nierchen und Sauerkraut. Ich traue es mich kaum zu sagen: Neben den Nierchen verzehrten wir ebenso vergnügt die Schweinefüsschen auf die gleiche Weise.
P.S. Wer hat eigentlich dieses schöne Foto von uns gemacht? Ich habe keine Erinnerung daran.
Auch ich habe noch ein Teller von der Weihnacht. Kann dir aber hier kein Foto senden. Schick ich dir auf Signal.