Der Bus war die Anden hinab auf die Panamericana gestoßen. Mit hoher Geschwindigkeit donnerte er durch Wüste und Nacht. Die Erinnerungen kamen. Dieselbe Strecke vor einem halben Jahrhundert. In einem Greyhound Bus über Arica nach Lima und weiter nach Guayaquil und Quito. Auf der Heimfahrt nach zwei Jahren Antofagasta. Auf der Panamericana, meiner Traumstrasse.
Verschlungen hatte ich Buch und Film, wollte nachreisen. Fast hätte ich es geschafft. In Etappen. Fast.
Von Antofagasta nach Santiago, weiter in den Süden Chiles, 2000 km bis dort, wo die Panamericana ins Meer abstürzte, regelrecht. Die Straße endete, eine Schranke, Wasser. Wir saßen auf den Stufen zur Anlegestelle der Boote, die auf der Rückfahrt vom Fang Krebse garten, sie heiß und frisch verkauften. Vanessa hatte mir beigebracht, wie man sie mit einem Schraubenschlüssel knackt. Sie holte Gläser Wein aus der Tienda gegenüber. Ein Fest am Ende der Panamericana.
1970 Lima, Tumbes Guayaquil, Quito. Da ahnte ich noch nicht, dass ich später fünf Jahre hier leben würde. Mit einer rappeligen Bus hinab in den Regenwald. Dort, wo die Straße am Fluss endete eine Baracke mit klammen Betten, einem dunklen Loch, die Küche, einem Verschlag, das Restaurant. Ich hatte Hunger. Es gab Sandwich. Es äschmeckte unbekannt, ich fragte. Hund. Mir wurde schlecht. Über den Fluss ein Stahlseil gespannt, daran eine Plattform ohne Begrenzung. Alles wurde darauf transportiert, Säcke, Hunde, Menschen, alles. Hinab auf die andere Seite ginge es im freien Fall, abgebremst am Ende durch Autoreifen. Ein Unterstand, die Bar mit BillardTisch und Coca-Cola Schild, das letzte. Reifenspuren verschwanden im Wald. Da lernte ich, kommen keine Cola- Schilder mehr, hört die westliche Welt auf. Rückwärts musste die Plattform gekurbelt werden. Hoch über dem Fluss wenig vertrauensvoll der Kurbler. Er hatte nicht immer Lust. Dann schimpften die Mitfahrer.
Ich habe später nach diesem Ort gesucht, ihn nie wieder gefunden.
Die Panamericana in Ecuador sind wir oft gefolgt, der höchste Pass 4500 m. Durch alle Klimazonen in die üppige Tropenlandschaft der Küstenregion. Und im Hochland hinauf zur Grenze nach Kolumbien.
Sehr viel später dann Bogota der Standort. Der Panamericana folgen wurde gefährlich, zu viele Entführungen. Die Botschaft riet ab. Gen Süden, hinab zum Magdalena Fluss, trauten wir uns. Sind es Uniformierte mit Schnürschuhen, sind’s Regierungssoldaten, sagte Juan Carlos. Haben sie Gummistiefel an, ist es die Guerilla. Dann fuhr er ganz vorsichtig. Auf dem Lastwagen vor uns nur Soldaten mit Gummistiefeln. Sie bogen ab in den Wald, wir atmeten aus.
Gen Norden bin ich der Panamericana in Kolumbien nur noch 50 km gefolgt. Fliegt, sagte die Botschaft. Wir flogen. Dann wurde ein Flugzeug entführt.
Heute, hat man mir erzählt, kann man wieder fahren. Und Bogota ist zu einer Perle südamerikanischer Städte geworden.
Auf Dienstreisen Guatemala und El Salvador auf der Panamericana durchquert. Mein Traum, ihr mit dem Motorrad durch die USA nach Kanada zu folgen, blieb ein Traum. Und Mexiko wäre auch noch schön gewesen. Nur Abstecher aus der Stadt waren vergönnt. Nicaragua, Panama, es fehlt einiges. Aber doch, aber doch, mit der Zeit wurden ein paar Träume wahr. Si Señor.
Grandios Reinhold, und was für ein tolles Bild.
Die Panamerican von Norden bis nach Süden durchzufahren – was ein Traum!!!…. ein paar Teilstückchen haben wir ja auch schon mitgenommen. Ecuador, Mexico….Am liebsten würde ich das letzte Stück in Chile fahren … mit ner digitalen Mittelformatkamera im Gepäck. 🙂 LG aus HH Werner
Kennst du den Film? https://youtu.be/fSv-U4ghupM
Kennst du den Film, der mich inspiriert hat? https://youtu.be/fSv-U4ghupM